Die Lokomotiven

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wickelte die Bentheimer Eisenbahn AG fast den gesamten Verkehr mit Dampflokomotiven ab. Diese hatten aber schon ein Alter zwischen 20 und 40 Jahren erreicht. Daher wurden die Einnahmen des starken Ölverkehrs von den Erdölfeldern in der Niedergrafschaft zu den Raffinerien im Ruhrgebiet der ersten Nachkriegsjahre genutzt, um mit der Modernisierung und Rationalisierung des Betriebes zu beginnen. Für den Personenverkehr wurden drei Dieseltriebwagen samt Beiwagen gekauft.

Der Wechsel von Dampf- auf Diesellokomotiven bei der Bentheimer Eisenbahn Die „Verdieselung“ des Güterverkehrs erfolgte ab 1955. Hierbei griff die Bentheimer Eisenbahn AG auf Lokomotiven des Herstellers MaK aus Kiel zurück. Die Maschinenbau Kiel AG (MaK) hatte ein Typenprogramm für Diesellokomotiven mit Stangenantrieb entwickelt. Dieses Typenprogramm ermöglichte es, unter Verwendung möglichst vieler gleicher Bauteile nach dem Baukastenprinzip Diesellokomotiven verschiedener Größe und Leistung herzustellen. Das brachte Kostenvorteile Vorteile durch die kostengünstige Serienfertigung und die  geringere Ersatzteilhaltung bei Herstellern und Eisenbahngesellschaften. Die Lokführer konnten sich so leicht auf Lokomotiven unterschiedlichen Typs aber des gleichen Typenprogramms zurechtfinden, da der Führerstand einheitlich gestaltet war.

Die ersten beiden MaK-Stangendieselloks der Bentheimer Eisenbahn AG kamen im Dezember 1955 in der Grafschaft an. Bis 1962 kaufte die BE noch sechs weitere Neubaulokomotiven mit Leistungen zwischen 240 und 1000 PS aus diesem Typenprogramm. Hinzu kam der Erwerb von Gebrauchtlokomotiven. Die neuen Diesellokomotiven verdrängten die Dampflokomotiven aus dem Plandienst.

Die letzte Dampflok wurde allerdings erst im Mai 1969 ausgemustert. Keine einzige BE- Dampflok blieb der Nachwelt erhalten. Ab 1970 wurde der BE-Lokpark verkleinert und verjüngt. Im September 1999 verließ die letzte MaK-Stangenlok die Grafschaft. Damit war vorübergehend kein Vertreter der Diesellokgeneration mehr in der Grafschaft, die den Eisenbahnverkehr der Bentheimer Eisenbahn AG für Jahrzehnte prägte.

Seit dem Jahr 2000 befinden sich wieder MaK-Stangenlokomotiven in der Grafschaft Bentheim. Sie gehören nicht der Bentheimer Eisenbahn AG, sondern dem Graf MEC. Der Verein bemüht sich, MaK-Stangenlokomotiven zu erhalten, die jahrzehntelang das Bild der BE- Züge beherrschten. Da es zunächst nicht gelang, Original-Lokomotiven der BE zu übernehmen, wurden im Jahr 2000 von der Steinhuder Meer Bahn zwei MaK-Stangenlokomotiven beschafft, die baugleich mit den BE-Stangendieselloks D 12 und D 13 waren.

Erst 2009 ergab sich die Gelegenheit, die Originallok D 12 in die Grafschaft zurückzuholen.

MaK-Dieselloks 240 B und 240 C als typische Vertreter der MaK-Stangenlokomotiven bei der Bentheimer Eisenbahn AG

MaK Diesellokomotiven des Graf MEC / Ex Steinhuder Meer BahnDie MaK-Lokomotiven der Typen 240 B und 240 C sind Diesellokomotiven, die die Maschinenbau Kiel AG in den 1950er und 1960er Jahren für Privat- und Werkbahnen baute. Die beiden, bis auf das Fahrwerk baugleichen Typen, sind die kleinsten Lokomotiven unter den so genannten MaK-Stangenlokomotiven.

Der Typ 240 B verfügt über zwei und die 240 C über drei Treibradsätze. Die Verwendung eines dritten Treibradsatzes bei der 240 C diente der Verringerung der Radsatzlast von 16 t auf 9 t und zugleich der Erhöhung der Zugkraft. Die Maschinen waren in erster Linie für den Einsatz im Rangier- und leichten Güterzugdienst vorgesehen.

Angetrieben werden beide Ausführungen von einem MaK-Sechszylindermotor des Typs MS 24 mit 240 PS (177 kW) bei 1.000/min. Wie auch bei den anderen Typen des Programms erfolgt die Kraftübertragung vom Motor über ein dieselhydraulisches Getriebe. Der Antrieb der Treibachsen erfolgt von der als Blindwelle über Kuppelstangen auf die fest im Rahmen gelagerten Radsätze. Die Blindwelle ist bei der 240 B mittig und bei der 240 C zwischen dem zweiten und dritten Radsatz angeordnet.

Das Dienstgewicht liegt bei den Graf MEC-Loks zwischen 27 und 32 t, die Länge bei 8100 mm. Die Höchstgeschwindigkeit beträgt im Streckengang 56 km/h und im Rangiergang 28 km/h. Der Tankinhalt umfasst 300 l. Zunächst wurden die 240 B und 240 C mit den gleichen Führerhäusern wie die größeren Typen ausgeliefert, ab 1958 wurde eine modernisierte Bauform aufgebaut. Die BE-Lokomotiven hatten das Führerhaus in der älteren Version.

Die Geschichte der Bentheimer Eisenbahn D 12 [1]

Übergabe der D12 im Ölhafen Rotterdam1957 kaufte die Bentheimer Eisenbahn AG bei der Maschinenbau Kiel AG eine MaK-Lok des Typs 240 B für den Rangier- und Übergabedienst im Bahnhof Nordhorn. Sie wurde unter der Nummer D 12 [1 = erste Besetzung] in Dienst gestellt.

Nachdem sie für die Bentheimer Eisenbahn AG entbehrlich und im Vorfeld mehrmals vermietet wurde, entschied man sich, diese 1980 bei MaK in Zahlung zu geben.

Anschließend gelangte sie nach Holland, wo sie bis Ende 2008 im Rotterdamer Rohölhafen bei der Firma Odfjell Terminals B.V. eingesetzt wurde. Als man bei der Lokomotive einen Lagerschaden feststellte, legte man sie Ende 2008 nach 51 Betriebsjahren still.

Aufgrund von Kontakten zu befreundeten Museumsbahnvereinen erfuhr der Vorstand des Graf MEC, dass die Lokomotive von der Odfiell Terminals B.V. abgegeben wird. Kurz entschlossen bewarb sich der Vorstand bei der Geschäftsführung der Odfiell Terminals B.V. um die historische Lokomotive.

Am 07.04.2009 wurde der Übergabevertrag unterschrieben. Die historische Lokomotive ging damit in den Besitz des Graf MEC e.V. über. Sofort danach wurde die Lokomotive auf einen Tieflader verladen und trat den Weg in die Grafschaft an. Wo sie dann am frühen Nachmittag auf dem zentralen Betriebshof der Bentheimer Eisenbahn AG eintraf und mit eigener Kraft vom Tieflader fuhr.

Der aktuelle Zustand der Lokomotive

Die aufgearbeitete D12 mit Kernteam - Nils vor der Straße, Chritoph Küpker, Holger Wenning und Guido ErzgräberDie Lok befand sich bis Ende 2013 in der Aufarbeitung. Die Aufwarbeitung erwies sich als sehr zeitaufwändig und teuer. Die Lok musste fast komplett zerlegt werden. Die Achsgleitlager wurden bei einer Fremdfirma überarbeitet. Beim Motor wurden Zylinderköpfe ersetzt. Die gesamte Lok wurde gereinigt und sandgestrahlt.

Bleche waren zu ersetzen, bevor die Spachtelung und das Lackieren erfolgen konnten. Einige Teile und die elektrische Verkabelung mussten allerdings neu angefertigt bzw. erneuert werden. So präsentiert sich die Lokomotive nach der Aufarbeitung in einem Zustand der sechziger Jahre.

Die Verwendung der Lokomotive D 12 [1]

Die Lok D 12 [1] soll zukünftig zusammen mit der D 13 [3] die Sonderfahrten des Graf MEC übernehmen und soll dazu auch als rollendes Denkmal unter Denkmalschutz gestellt werden, da sie eine charakteristische, für die Bentheimer Eisenbahn AG und damit für die Grafschaft Bentheim prägende Lok war.

Mittlerweile hat sich die D 12 [1] bereits bei den Nikolausfahrten 2013, sowie einigen privaten Charterfahrten, der Lampionfahrt zum Kurpark Bad Bentheim und Pendelfahren zum Bauernmarkt Hestrup in 2014 bestens bewährt.

Weitere Informationen über die D 12 [1]

Geschichte der Lokomotive Bentheimer Eisenbahn D 13 [1] / Graf MEC D 13 [3]

MaK 240 C - im Rangierdienst in NordhornDie ehemalige BE-Lokomotive D 13 [1] vom MaK Typ 240 C ist 1955 in Kiel für die Verkehrsbetriebe des Kreises Schleswig gebaut worden und gelangte erst 1975 durch einen Loktausch zur Bentheimer Eisenbahn AG.

Dort stand sie aber schon 1980 wieder zum Verkauf. Ein Lokhändler verkauft sie nach Italien. Mittlerweile ist die Originallokomotive bereits verschrottet.

Authentische Ersatzlokomotiven

Die Steinhuder Meer-Bahn bot dem Graf MEC im Jahr 2000 eine betriebsbereite MaK 240 B und eine 240 C als Ersatzteilspender an. Da die beiden Maschinen baugleich mit der D 12 [1] und die D 13 [1] der Bentheimer Eisenbahn AG sind, entschied man sich das Angebot anzunehmen. Daraufhin wurden die beiden Lokomotiven über die Straße in das historische Bahnbetriebswerk Neuenhaus transportiert.

Aktueller Zustand

Da die MaK 240 C bei der Steinhuder Meer-Bahn als Ersatzteilspender für die zweiachsige Schwestermaschine genutzt wurde, fehlen mittlerweile einige wichtige Baugruppen. Daneben sind u.a. auch die Achsen soweit abgefahren, dass für einen Einsatz der Maschine neue Radreifen benötigt werden.

Diese Lokomotive ist die letzte noch erhaltene Lokomotive, die es aus der ersten Bauserie noch gibt. Später in Dienst gestellte Lokomotiven hatten anders angeordnete Aufbauten.

Auch aus diesem Grund wollen wir die Lokomotive langfristig wieder aufarbeiten.

Geplanter Zustand

Es ist für einen ersten Schritt ist geplant die Lokomotive äußerlich wieder aufzuarbeiten und in den Zustand der ehemaligen D 13 [1] zu versetzen. Dazu müssen unter anderem die typischen Dachvorbauten ergänzt und die Lok in die BE-Farben umlackiert werden.

In einem zweiten Schritt soll dann die komplette Aufarbeitung ähnlich zur D 12 [1] erfolgen, damit ein Einsatz auch dieser Lokomotive auf der Strecke möglich ist.

Weitere Informationen über die MaK 240 C

Kleinlokomotive D 13 [2] (Köf II)

Die Rangierlokomotive KöF II (D 13) im Bw Neuenhaus vor den beiden Mcis Kleinlokomotiven der Leistungsgruppe II (Köf II) sind die typischen Vertreter der Rangierloks auf den Bahnhöfen der Bentheimer Eisenbahn AG.

Die Kleinlokomotiven der Leistungsgruppe II wurden als Lokomotiven mit geringer Masse und Antriebsleistung für leichte Rangieraufgaben entwickelt. Sie wurden nach der Erprobung einiger Versuchslokomotiven ab 1932 bei der Deutschen Reichsbahn in Dienst gestellt. Bis 1964 wurden rund 1.000 Maschinen gefertigt. Die Diesellokomotiven verfügen über einen Kettenantrieb und sind von beiden Seiten des Führerstands bedienbar. Sie sind besonders robust ausgeführt.

Die BE erwarb zwischen 1965 und 1990 insgesamt neun Gebrauchtlokomotiven und setzte sie im Rangierdienst auf den Bahnhöfen ein. Sie trugen die BE-Betriebsnummern D 10 bis D 17, wobei die Betriebsnummer D 11 nacheinander zweimal vergeben wurde. Die BE-Lokomotiven hatten eine Leistung von 128 PS und eine Höchstgeschwindigkeit von 45 km/h. Mit Ausnahme der D 13 [2] verließen alle anderen Köf II bis 2002 die Bentheimer Eisenbahn AG.

Die D 13 [2] wurde dem Graf MEC als Dauerleihgabe überlassen. Sie repräsentiert eine wichtige Epoche des Güterverkehrs auf der Strecke der Bentheimer Eisenbahn AG.

Aktueller Zustand

Die Lokomotive ist betriebsbereit und wird für Rangierarbeiten und zur Übergabe von  Fahrzeugen an die Bentheimer Eisenbahn AG bei Sonderfahrten eingesetzt.

Weitere Informationen über die D 13 [2] (Köf II)

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